Perfectionist
Aktives Mitglied
Der Festplatz in Bietigheim ist eine interessante Location. Alleine schon wegen der häufig auf dem Viadukt vorbeifahrenden Züge ;-) Nicht dass es groß gestört hätte, und zumindest an meiner Position war der Sound so laut, dass man die Züge kaum gehört hat... ich kann mir vorstellen, dass es weiter hinten angenehmer klang, aber dafür hätte ich aus der Entfernung gar nichts mehr gesehen. Es war so schon schwierig genug, da recht viele große Menschen vor mir standen und gerne auch mal Handys in die Höhe gereckt wurden.
Wenn man vorher weiß, was einen erwartet, bleibt die Enttäuschung eher gering. Die kurze Spieldauer (1 + 1/4 Stunde) war zwar bedauerlich, aber eben schon bei allen Konzerten der Band in den letzten Jahren so (Ausnahme auf dieser Tour lediglich der Auftritt beim Montreux Jazz Festival). Zudem gab es mit dem Siggi Schwarz Trio eine großartige Vorband, die sieben (hauptsächlich Blues-)Klassiker herunterrockte. Der Bassist glänzte auch als Sänger, während Schwarz zeigte, warum er als einer der besten deutschen Rockgitarristen gilt und extra von ZZ-Gitarrist Billy Gibbons als Vorgruppe verlangt wurde. Ärgerlich fand ich nur, dass besonders während der Vorband so viel gelabert wurde. Hallo? Da vorne spielt die Musik! Und da war auch wirklich alles live!
Das ist dann auch einer der Kritikpunkte bei ZZ Top. Nicht nur, dass sie ihr Set kaum ändern und immer das Gleiche spielen. Wenn man darauf achtet, hört man eben auch, was live ist und was nicht. Dass bei "Sharp Dressed Man" ein Synthesizer mitlaufen muss, kann ich ja noch irgendwie verstehen (durch einen Aussetzer der Gitarre war der auch wirklich laut und deutlich zu hören), auch wenn es die Band natürlich, genauso wie die Percussionspuren bei "Gimme All Your Lovin'" oder "Pearl Necklace", limitiert. Aber ich bin recht sicher, dass bei sechs der siebzehn Songs der Gesang ebenfalls aus dem Off kam. Auch das wusste ich schon teilweise vorher ("Legs" hat Billy Gibbons offenbar noch nie (!!) live gesungen), trotzdem ist es irgendwie enttäuschend. Wenn man Gibbons' tatsächlichen Gesang hört, kann man es auch verstehen, denn seine Stimme hat nun mal gelitten, und offenbar ist die Anstrengung teilweise einfach nicht mehr zu schaffen. Bassist Dusty Hill klang dafür gut wie immer - allerdings ist der gemeinsame Harmoniegesang bei "I Thank You" so dermaßen danebengeraten, dass ich mich später auch immer wieder gefragt habe, ob sein Gesang womöglich ebenfalls nicht live ist. Aber vielleicht höre ich da auch die Flöhe husten. Drummer Frank Beard wurde den Songs weitgehend gerecht - da hat man (z.B. vom 2008er Livemitschnitt "Live from Texas") schon anderes gehört. Ein bisschen hinter dem Beat spielt er natürlich immer, aber das gehört ja auch irgendwie dazu.
Was die Spieldauer angeht: Schade finde ich vor allem, dass es keinen langsamen Blues á la "Blue Jean Blues" oder "A Fool for Your Stockings" (oder eine Ballade á la "Rough Boy") gab, und "Cheap Sunglasses" fehlt auf dieser Tour auch sehr deutlich (dafür könnte ich gerne auf das peinlich schlüpfrige "Pearl Necklace" verzichten). Auch "La Grange" war ungewohnt kurz ohne das von früheren Versionen bekannte Jam-Medley. Erfreulich dafür Songs wie "I'm Bad, I'm Nationwide" oder "Just Got Paid" (mit toller Slide-Einlage). "My Head's in Mississippi" war, praktisch ohne Gimmicks!, ebenfalls toll, und im Intro gab es wohl tatsächlich mal ein bisschen Spontaneität, als Gibbons auf einen vorbeifahrenden Güterzug blickte und das Intro immer wieder abbrach. Die große Überraschung war für mich "I Gotsta Get Paid", ein Song, der sich mir aufgrund des schlechten Mixes/Masterings auf "La Futura" nie wirklich erschlossen hatte und erst live seine ganze Coolness gezeigt hat. Dazu passend hat Dusty Hill den Bass nicht auf der Gitarre, sondern auf einem Synthesizer gespielt. Apropos Bass: Bei "Jesus Just Left Chicago" gab es ein paar unglaublich laute Basstöne, bei denen einigen Zuschauern wohl das Herz schier stehengeblieben sein müsste.
Auch schön: das noch recht unverbrauchte "neue" Cover "Sixteen Tons", diesmal inklusive der zweiten Strophe (die auf "Greatest Hits Live" noch fehlte) und ein echter Stimmungskracher. "Jailhouse Rock" wirkt dagegen als letzte Zugabe ein wenig deplatziert, auch wenn es früher ein fester Bestandteil ihrer Shows war und Dusty Hill aus seiner Elvis-Verehrung nie einen Hehl gemacht hat. Das von einigen Kritikern vermisste "Viva Las Vegas" hat die Band nicht sonderlich häufig gebracht, wäre aber durchaus eine Überlegung wert.
Der Mehrwert eines ZZ-Top-Konzerts besteht mittlerweile im Vergleich zu einer DVD vor allem in der Stimmung und dem Publikum. Klar gibt es tolle Momente, in erster Linie, was das Gitarrenspiel angeht. Wirklich toll wäre es gewesen, wenn die Jungs Siggi Schwarz für ein, zwei Songs zurück auf die Bühne geholt hätten, um ein bisschen miteinander zu jammen.
Insgesamt ein Abend im Rahmen der Möglichkeiten. Die Stimmung war toll, und das Wetter toll (ein bisschen zu toll: Bei solch heißen Temperaturen sollte man in puncto Getränke etwas kulanter sein!), insofern sicher nicht verschwendetes Geld. Ob ich mir ZZ Top noch mal anschauen werde, hängt in erster Linie davon ab, ob die Setlist sich noch mal ändern wird. Kann ja passieren - angeblich arbeitet man bereits an einem neuen Studioalbum.
Wenn man vorher weiß, was einen erwartet, bleibt die Enttäuschung eher gering. Die kurze Spieldauer (1 + 1/4 Stunde) war zwar bedauerlich, aber eben schon bei allen Konzerten der Band in den letzten Jahren so (Ausnahme auf dieser Tour lediglich der Auftritt beim Montreux Jazz Festival). Zudem gab es mit dem Siggi Schwarz Trio eine großartige Vorband, die sieben (hauptsächlich Blues-)Klassiker herunterrockte. Der Bassist glänzte auch als Sänger, während Schwarz zeigte, warum er als einer der besten deutschen Rockgitarristen gilt und extra von ZZ-Gitarrist Billy Gibbons als Vorgruppe verlangt wurde. Ärgerlich fand ich nur, dass besonders während der Vorband so viel gelabert wurde. Hallo? Da vorne spielt die Musik! Und da war auch wirklich alles live!
Das ist dann auch einer der Kritikpunkte bei ZZ Top. Nicht nur, dass sie ihr Set kaum ändern und immer das Gleiche spielen. Wenn man darauf achtet, hört man eben auch, was live ist und was nicht. Dass bei "Sharp Dressed Man" ein Synthesizer mitlaufen muss, kann ich ja noch irgendwie verstehen (durch einen Aussetzer der Gitarre war der auch wirklich laut und deutlich zu hören), auch wenn es die Band natürlich, genauso wie die Percussionspuren bei "Gimme All Your Lovin'" oder "Pearl Necklace", limitiert. Aber ich bin recht sicher, dass bei sechs der siebzehn Songs der Gesang ebenfalls aus dem Off kam. Auch das wusste ich schon teilweise vorher ("Legs" hat Billy Gibbons offenbar noch nie (!!) live gesungen), trotzdem ist es irgendwie enttäuschend. Wenn man Gibbons' tatsächlichen Gesang hört, kann man es auch verstehen, denn seine Stimme hat nun mal gelitten, und offenbar ist die Anstrengung teilweise einfach nicht mehr zu schaffen. Bassist Dusty Hill klang dafür gut wie immer - allerdings ist der gemeinsame Harmoniegesang bei "I Thank You" so dermaßen danebengeraten, dass ich mich später auch immer wieder gefragt habe, ob sein Gesang womöglich ebenfalls nicht live ist. Aber vielleicht höre ich da auch die Flöhe husten. Drummer Frank Beard wurde den Songs weitgehend gerecht - da hat man (z.B. vom 2008er Livemitschnitt "Live from Texas") schon anderes gehört. Ein bisschen hinter dem Beat spielt er natürlich immer, aber das gehört ja auch irgendwie dazu.
Was die Spieldauer angeht: Schade finde ich vor allem, dass es keinen langsamen Blues á la "Blue Jean Blues" oder "A Fool for Your Stockings" (oder eine Ballade á la "Rough Boy") gab, und "Cheap Sunglasses" fehlt auf dieser Tour auch sehr deutlich (dafür könnte ich gerne auf das peinlich schlüpfrige "Pearl Necklace" verzichten). Auch "La Grange" war ungewohnt kurz ohne das von früheren Versionen bekannte Jam-Medley. Erfreulich dafür Songs wie "I'm Bad, I'm Nationwide" oder "Just Got Paid" (mit toller Slide-Einlage). "My Head's in Mississippi" war, praktisch ohne Gimmicks!, ebenfalls toll, und im Intro gab es wohl tatsächlich mal ein bisschen Spontaneität, als Gibbons auf einen vorbeifahrenden Güterzug blickte und das Intro immer wieder abbrach. Die große Überraschung war für mich "I Gotsta Get Paid", ein Song, der sich mir aufgrund des schlechten Mixes/Masterings auf "La Futura" nie wirklich erschlossen hatte und erst live seine ganze Coolness gezeigt hat. Dazu passend hat Dusty Hill den Bass nicht auf der Gitarre, sondern auf einem Synthesizer gespielt. Apropos Bass: Bei "Jesus Just Left Chicago" gab es ein paar unglaublich laute Basstöne, bei denen einigen Zuschauern wohl das Herz schier stehengeblieben sein müsste.
Auch schön: das noch recht unverbrauchte "neue" Cover "Sixteen Tons", diesmal inklusive der zweiten Strophe (die auf "Greatest Hits Live" noch fehlte) und ein echter Stimmungskracher. "Jailhouse Rock" wirkt dagegen als letzte Zugabe ein wenig deplatziert, auch wenn es früher ein fester Bestandteil ihrer Shows war und Dusty Hill aus seiner Elvis-Verehrung nie einen Hehl gemacht hat. Das von einigen Kritikern vermisste "Viva Las Vegas" hat die Band nicht sonderlich häufig gebracht, wäre aber durchaus eine Überlegung wert.
Der Mehrwert eines ZZ-Top-Konzerts besteht mittlerweile im Vergleich zu einer DVD vor allem in der Stimmung und dem Publikum. Klar gibt es tolle Momente, in erster Linie, was das Gitarrenspiel angeht. Wirklich toll wäre es gewesen, wenn die Jungs Siggi Schwarz für ein, zwei Songs zurück auf die Bühne geholt hätten, um ein bisschen miteinander zu jammen.
Insgesamt ein Abend im Rahmen der Möglichkeiten. Die Stimmung war toll, und das Wetter toll (ein bisschen zu toll: Bei solch heißen Temperaturen sollte man in puncto Getränke etwas kulanter sein!), insofern sicher nicht verschwendetes Geld. Ob ich mir ZZ Top noch mal anschauen werde, hängt in erster Linie davon ab, ob die Setlist sich noch mal ändern wird. Kann ja passieren - angeblich arbeitet man bereits an einem neuen Studioalbum.