
Hannes Wader – Herzlichen Glückwunsch zum 80. Geburtstag
Hannes Wader feiert seinen 80. Geburtstag und veröffentlicht an seinem Ehrentag ein weiteres Studioalbum „Noch hier – Was ich noch singen wollte“.
Dieser Liedermacher hat mich ein Leben lang begleitet. In meinem Regal befinden sich insgesamt 28 Vinyl-Alben, auf dem PC sind weit mehr Werke zu finden. Ob ich alles von ihm besitze, kann ich nicht sagen. Jedenfalls war sein 1971 erschienenes Album „Ich hatte mir noch soviel vorgenommen“ ein absoluter Meilenstein. Die LP enthält Lieder wie „Charley“, „Monika“, „Arschkriecherballade“ und natürlich den Titelsong. Wader erzählte Geschichten, war aber auch politisch und seine politischen Äußerungen wurden spätestens 1980 mit seinem Wechsel von Philips zu Pläne zu richtigen Statements.
Auf „Wieder unterwegs“ sind Songs wie „Unterschriftensammlung“, So was gibt es noch“, Traum vom Frieden“ und natürlich „Wieder unterwegs“. Lieder, die so richtig unter die Haut gehen.
Wader schaffte es immer wieder mich in seinen Bann zu ziehen. Im Lauf der Jahre hatte ich zweimal die Möglichkeit nach Konzerten in Mainz mich mit ihm zu unterhalten. Wir sprachen dabei auch über die Wirkung seiner Konzerte. Unter dem Eindruck des gerade abgeschlossenen Konzertes meinte ich, dass dies eines seiner besten Konzerte war, die ich von ihm gesehen habe, verschwieg aber nicht, dass ich auch schon ein unterirdisches Konzert von ihm, ebenfalls in Mainz erlebt habe. Wader kam damals mit zwei Gitarrenkoffern auf die Bühne, nahm eine Gitarre, stimmte ca. 20 Minuten, nahm die zweite Gitarre stimmt erneut wieder 15 bis 20 Minuten, packte seine Gitarren ein und meinte: Tut mir leid, ich kann heute nicht spielen, meine Finger sind klamm. Sprach´s und verließ die Bühne.
An diesem Abend, als ich mit ihm sprach stimmte er wieder einige Minuten seine Gitarre und meinte dabei, dass er die Gitarre stimmen müsse. Er bewundere seine amerikanischen Kollegen, die ihr Instrument stimmen, dabei locker plaudern. Er plaudere ja auch gern, doch wer stimme dann seine Gitarre. Sprach´s und spielte weiter. Hannes Wader war und ist ein Mensch mit Ecken und Kanten, der jedoch mit zunehmenden Alter immer mehr Sympathie und Wärme ausstrahlte, dabei aber nie seinen Weg aus den Augen verlor.
Und so stelle ich mir bei allen musikalischen Poeten immer wieder die Frage: Haben sie mir eigentlich immer noch etwas zu sagen. Diese Frage stellt sich besonders dann, wenn ein Musiker seine Laufbahn eigentlich abgeschlossen hatte und seinen 80. feiert.
Dennoch, hören wollte ich sein neues Werk auf jeden Fall. 16 Stücke zum Thema „Noch hier – Was ich noch singen wollte“. Die Jahre sind an seiner Stimme nicht spurlos vorüber gegangen und dennoch bin ich schnell wieder im Wader-Feeling. Und spätestens bei „Vorm Bahnhof“ weiß ich, ja dieser Mann hat auch heute noch etwas zu sagen, schafft es ernste Worte bestens mit selbstironische Gedanken zu verknüpfen.
Hannes Wader feiert seinen 80. Geburtstag. 60 Jahre begleiteten mich seine Lieder durch mein Leben und ich ziehe den Hut vor einem großen, wenn nicht sogar Deutschlands größten Liedermacher. Ganz lieben Dank für die vielen tollen Songs, für die vielen schönen Konzertmomente. Ich werde sie nie vergessen.
Übrigens:
Am Samstagabend lege ich im Rahmen einer privaten Feier in Neuwied auf. Der Einladende sagt von sich selbst: „Sozialist – Gewerkschafter – Schalker“. Logisch, dass ich einige LPs von Hannes Wader im Gepäck haben werde und spätestens um 24 Uhr liegt seine LP „Hannes Wader singt Arbeiterlieder“ auf dem Plattenteller.