Danger Dan „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“
Das neue Solo-Album von Danger Dan schlug bereits im Vorfeld verdammt hohe Wellen. Nach einem überzeugenden Auftritt im ZDF-Magazin „Royale“, dem folgenden Interview sowie dem Interview der TAZ vom 23. April war ich sehr gespannt. Das Vinyl-Album selbst ist seit Wochen vergriffen und wird kaum im Handel erhältlich sein. Ich werde mein Album im Juli (3. Auflage) erhalten. Bis dahin gedulde ich mich mit der MP3-Ausgabe. Diese habe ich mittlerweile mehrfach gehört und ich muss sagen, bin hin und weg, bin begeistert, gefesselt, fasziniert. Das Album ist gefühlvoll und hält verdammt viele politische Statements bereit. Nein, nicht alles teile ich komplett, doch bin ich allein darüber begeistert, dass eine jüngere Generation, inspiriert durch Hannes Wader, Georg Kreisler und Franz Josef Degenhardt musiziert; erzeugt bei mir ein gewissen Kribbeln. Mit diesen in einem Atemzug nennt Danger Dan noch „Bernies Autobahnband“ und ergänzt: „Die sind nicht so bekannt, aber geil“, dann muss ich feststellen, dass gerade Bernie Conrads mit seinen Liedern immer wieder den Finger an der richtigen Stelle in Wunden gelegt hat. Dies macht auch Danger Dan, mal literarisch süffisant und einfühlsam, mal schlicht mit dem Holzhammer. Egal! Noch wichtiger; Danger Dan findet seine Zuhörer*Innen. Dabei ist es nicht wichtig, dass ich seine Texte höre, wichtig ist das seine Generation und jüngere Menschen, die danach kommen, aufmerksam zuhören.
Die LP beginnt meines Erachtens mit dem stärksten Song (von insgesamt elf, naja, zehneinhalb starken Songs). Gleich danach folgt der Song, der die Gemüter erregt. Immer wieder drauf angesprochen, ob ich Gewalt toleriere, sage ich klar „Nein“, doch wenn ich mal einige Jahrzehnte zurück blicke; noch Jungsozialist, Franz Josef Strauß griff nach dem Schlüssel des Kanzleramtes, war mein Verhältnis zur Gewalt noch in einem gewissen Klärungsprozess. Gott sei dank blieben damals nur einige Plakatständer auf der Strecke (sie machten aber in der Dunkelheit ziemlich viel Licht). Danger Dan selbst zitiert Albert Einstein, der da sagte: Ich bin nicht nur Pazifist, sondern ein militanter Pazifist. Ich bin bereit für den Frieden zu kämpfen. -
Machen wir uns nichts vor, wären die Äußerungen von Danger Dan nicht im Grenzbereich, so würde sich niemand drum stören. Es hätte den gleichen Effekt, wie Freitagsdemonstrationen zum Wohle unseres Klimas auf Sportplätzen oder Gehwegen...
Unter diesem Gesichtspunkt sollte auch der Song „Ich verprügelte die Sextouristen in Bangkok“ gesehen werden, schließlich räumt er selbst ein, dass er Prügelstrafe grundsätzlich ablehnt. Aber dennoch...
Fazit: „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ ist ein auf der ganzen Linie überzeugendes Album, welches allerdings gehört werden muss. Damit meine ich, nicht einfach laufen lassen sondern zuhören und nachdenken...