Es führt zu nichts, wenn man "progressive" Musik aus diversen osteuropäischen Ländern wie Polen mit unter "Krautrock" subsumiert. Zumal die von
@nixe geposteten Beispiele mehr mit englischem bzw. internationalem Prog als mit dem (eigentlichen) Krautrock zu tun haben. Dann kann man den Begriff auch auf westeuropäische Länder ausweiten, und kommt irgendwann an den Punkt, auch den ganzen klassischen englischen Prog als "Krautrock" zu bezeichnen, und das ist natürlich Unsinn. (Und welcher Pole will schon als Deutscher bezeichnet werden? Schon gar als "Kraut", wenn er weiß, was die Engländer damit ursprünglich meinten?)
Jedes Land hatte seine eigene Sorte von "progressiver" Musik, und "Krautrock" ist eben die
spezifisch (west)deutsche. Wobei ich Musik aus der Alten Bundesrepublik, die sich stilistisch an englischen oder amerikanischen Vorbildern orientiert, nicht als "Krautrock" bezeichnen würde, weil das eben kein
spezifisch westdeutscher Stil ist. Also haben etwa Eloy oder Triumvirat keinen Krautrock gemacht, von den Scorpions ganz zu schweigen. So wird das zumindest heutzutage gehandhabt, wie das die Engländer in den frühen 70ern handhabten, weiß ich freilich nicht aus eigener Erfahrung; aber ich glaube kaum, dass Leute wie John Peel bei Eloy und dergleichen was anderes zu erkennen glaubten als zweitklassige Kopie englischer Prog-Dinosaurier. Die schätzten den Krautrock doch so sehr, weil er so
anders war als die englische Musik.
Die Frage, um die es hier doch geht, ist aber, ob es solche Klangexperimente auch in der DDR gab. Ich höre gerade in das hier genannte Album
Das Gewitter von Uve Schikora hinein, und das ist für mich definitiv
kein Krautrock. Nicht weil es von der "falschen" Seite des Eisernen Vorhangs kommt, sondern weil es nicht so
klingt. Das hat zwar Anklänge an westdeutschen Prog, aber hat mit Can, NEU! & Co. so gar nichts zu tun. Das ist eigentlich ganz typischer Ostrock und kein Krautrock!