Heft 12-2022 / 01-2023

Ich bin überhaupt kein GNR-Fan, ich mag auch nicht jedes Album, ich fand Axl Rose' Gastauftritt bei AC/DC fast schon empörend. Aber "Appetite..." ist weder ein musikalisches Retortenalbum, noch ist es durch "geschickten Marketinghype" erfolgreich geworden. Das Album wurde im Sommer 87 veröffentlicht, und erst ein ganzes Jahr später Nr. 1 der Billboard-Charts. Klar hat die Plattenfirma Geffen auch auf die Looks gesetzt, die Jungs waren in jener Zeit für MTV wie gemacht, sie sahen verdammt gut aus und verkörperten Sex, Drugs & Rock & Roll in einem Maße, dass man sich heute fragt, wie das überhaupt möglich sein konnte. Völlig irre.
Unumstritten müsste aber eigentlich sein, dass "Appetite..." in seiner Zeit ein unglaublich grandioses Album war, Welcome To The Jungle, Paradise City, Sweet Child o' Mine sind Klassiker der Rockgeschichte, letztere hat sich sage und schreibe 6 Millionen als Single verkauft, das Album insgesamt satte 30 Millionen weltweit. So "naja" kanns also nicht gewesen sein.
Man mag GnR als Band nicht mögen, Axl Rose dafür hassen, dass er AC/DC fast kaputtgesungen hat :) oder sie generell für überbewertet halten. Aber man kann und sollte ihnen auch ein bisschen Respekt für dieses Meisterwerk zollen. Mehr Weltkulturalbum geht eigentlich nicht.
Was auch unumstritten ist. Ein überragendes Weltkulturalbum? Je nach Betrachtungsweise. Deswegen, wem es gefällt, gut! Sollte hier kein Streitthema sein/werden.
 
Je nach Betrachtungsweise sind alle Bob Seger Alben Weltkulturalben... ;)

Beim Weltkulturalbum geht es m.E. nicht nur um Verkaufszahlen, sondern schon auch darum, welchen Einfluss ein Album in seiner Zeit hatte. Im Idealfall hatte es enormen Impact und verkaufte sich sensationell. Siehe auch gerade "Dirt" von Alice In Chains.
 
Guns N' Roses - eine Band, die ich nie sonderlich interessant fand, aber doch um Längen besser sind als vieles von dem, was sich Ende der 80er so in den Charts tummelte. Das war die Zeit, als Rock und Pop endgültig auseinander gingen und auch die Rockmusik kein gutes Bild abgab (Stichwort: Hairspray-Metal!).

Und was "Impact" anbetrifft: nicht alles, was sich gut verkauft, ist epochemachend, und nicht alles, was epochemachend ist, verkaufte sich gut. Irgendjemand (ich weiß nicht mehr wer) hat mal über Velvet Underground gesagt: "Zwar haben sie nicht viele Platten verkauft, aber jeder, der sich eine gekauft hat, hat seine eigene Band gegründet". Ist zwar übertrieben, aber bringt es auf den Punkt. Ähnliches gilt für Krautrock. Ich habe kürzlich gelesen (in dem Buch Times & Sounds von Jan Reetze), dass in den frühen 70er Jahren der Marktanteil von deutschem Rock in der BR Deutschland bei unter 1 Prozent lag, und davon war der größere Teil noch Musik nach internationalen Vorbildern (wie z. B. Eloy oder die Scorpions), ein Teil konventineller Deutschrock (z. B. Udo Lindenberg) und nur ein Bruchteil das, was wir heute "Krautrock" nennen. Und dennoch beruft sich Hinz und Kunz in aller Welt darauf.

Natürlich gibt es immer wieder Hypes, werden irgendwelche Bands und Musiker mit Bedeutungen aufgeladen, die sie nicht wirklich hatten. Bei dem ganzen Stockhausen-Kult in der Elektroszene etwa habe ich schon seit langem den Eindruck, dass das nur auf Lexikonwissen basiert und nicht auf Hörerfahrungen mit Stockhausens Werk. Auch Kraftwerk werden als "Pioniere des Techno" überbewertet. (Nichts gegen Kraftwerk, ich mag sie durchaus, aber meiner Meinung nach machten sie was ganz anderes - nebenbei bemerkt viel Musikalischeres - als Techno, die einzige Gemeinsamkeit ist, dass beides elektronisch ist.)

Überhaupt ist es heutzutage eine Unsitte, Musik danach zu klassifizieren, auf wen sich die Musiker berufen, auch wenn sie etwas völlig anderes machen als die "Vorbilder", statt nach tatsächlichen musikalischen Merkmalen. Aus diesem Grund gibt es ja so viel "Prog", der kein Prog ist. Und werden Laptopmusiker mit dem Etikett "Jazz" versehen, nur weil sie Samples von Jazzplatten verwenden ;)
 
Kommt auf die eigenen Maßstäben und musikalischeny Faves an, wie man Alben sieht. Appetite For Destruction ist für mich schon immer völlig uninteressant gewesen, einzig Slash fand ich recht gut. Die Verkaufszahlen sind für mein kein Kriterium für eine überragende Bedeutung, viele bahnbrechende und wegweisende Alben haben nur geringe Verkaufszahlen erzielt, manche sind der breiten Masse sogar unbekannt. Hätten Guns 'n Roses einen besseren Sänger gehabt, hätte mich Appetite und andere Alben möglicherweise mehr angesprochen.
So sieht es jeder in seinem eigenen Licht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das sehe ich durchaus ähnlich, versuche aber dennoch, bei bedeutenden Alben Neutralität zu wahren. Es muss ja nicht immer gleich der Einfluss auf andere Musiker sein, der ein Album wertvoll macht (wobei ich mir beim AOR/Hairmetal Revival der letzten Jahre durchaus vorstellen kann, dass sich so einige Bands auf Guns N Roses berufen). Es kann auch einfach nur der durchschlagende Erfolg sein, ein Album zur richtigen Zeit wie 1984 von Van Halen oder Sports von Huey Lewis & the News oder eben Appetite... von GnR, das ganze Teenagerhorden zu langhaarigen Bombenlegern generierte. Dirt von Alice In Chains ist absolut nicht meins, für mich ist das alles aufgesetzter Grungeshit, aber ich gestehe der Band diesen Meilenstein zu, den sie da offenbar produziert hat. Insofern hat Appetite absolut seine Berechtigung in der populären Musik, ob mans nun mag oder nicht.

Übrigens: Welcome To The Jungle ohne Axls schrille Stimme? Undenkbar.
 
Den Status, den Alben von Kritikern und/oder Fans verliehen bekommen, sollen sie gerne behalten, ich habe da meinen eigenen Blickwinkel.
Ich bin schon als Kind mit der Pop- und Rockmusik der 60er Jahre aufgewachsen, aber sind für mich nicht die Beatles oder die Rolling Stones wirklich interessant und richtungsweisend gewesen, sondern die Small Faces und The Yardbirds.
Je erfolgreicher eine Band ist, desto mehr ist sie für mich Mainstream, und nicht unbedingt ist das, dass bei der Masse gut ankommt, das Bessere.
Und: bei Welcome To The Jungle ist Axls schrille Stimme genau das, was mich abschreckt. :cool:

Eigentlich stehe ich auf Sänger, die eine "eigenwillige" Stimme haben, zB Geddy Lee, Robert Plant, Jon Anderson oder Peter Nicholls. Aber die haben im Gegensatz zu Axl mehr Gefühl, Persönlichkeit und Seele in ihrem Gesang.
 
Das hat er doch oder etwa nicht ?
Aber was soll's , jedem nach seinem Gusto.
Ich habe es doch relativiert.
Das es dir sauer aufstößt, ist schade und tut mir in deinem Fall leid, aber Guns 'n Roses rangieren bei mir unter ferner liefen, dafür liebe ich Bands, die bei dir den gleichen Status inne haben dürften.
Weltkultur in der Musik ist ein sehr hoch gegriffener Begriff, da zählen für mich eher Beethoven, Mozart, Verdi usw. dazu, moderne Musik eher weniger.
 
Weltkultur in der Musik ist ein sehr hoch gegriffener Begriff, da zählen für mich eher Beethoven, Mozart, Verdi usw. dazu,
Damit kann ich nicht viel anfangen , denn Klassische Musik berührte mich nie , das ist nicht mein Ding !
Das ist absolut nicht meine Musikwelt .

Aber das ist ja nur mein persönlicher Geschmack :
ich höre was mich fesselt , mir unter die Haut geht , mir ein kribbeln im Bauch gibt , mich alles vergessen lässt
und mich einfach nur Glücklich macht.
 
Eigentlich ist doch schon der Riff von Sweet Child o' Mine Weltkulturerbe. Ich mein, das ist gleich auf mit dem Riff von Smoke On The Water, Highway To Hell, Money For Nothing...
Nochmal: ich bin kein Axl Rose Fan, ich habe exakt eine CD von GnR, aber Ehre wem Ehre gebührt.
 
Gans mit Rosen sind dank einem geschickten Marketinghype und einem mehr als Grenzwertigem Cover "groß" geworden. Musikalisch? Na ja!

welches Cover soll denn grenzwertig sein.... ???
und warum... ???

du als ehm. Reziverfasser erkennst nicht deren Musikalität... !!??
mindert für mich deine Einschätzungsvermögen.... bei den vielen unbekannten Vorschlägen, die teils sehr schlimm für mich sind, wundere ich mich über solch Aussage....

man mag sie oder eben nicht.... aber musikalisch wussten die Jungs damals schon was sie machen....
coole Riffs, harmonische Melodielinien... zumindest die Studioaufnahmen liegen im guten Timming.... (LIVE sah/hörte ich sie nie)

in anbetracht der anderen, damaligen erfolgreichen Bands und den kommenden Grunge sind die "Gänse" doch eher als die wahren letzten Rock´n Roller abzustempeln, die dann auch noch ihre Sache konnten.... Lemmy wusste dies auch.... :p

ich bin bestimmt kein Fan von den Jungs.... doch sie haben schon ein paar Songs für die Ewigkeit geschaffen....

über persönliche "Aussetzer" einzelner brauchen wir nicht reden.... da sind schon seltsame Dinge bei,....
 
welches Cover soll denn grenzwertig sein.... ???
und warum... ???

du als ehm. Reziverfasser erkennst nicht deren Musikalität... !!??
mindert für mich deine Einschätzungsvermögen.... bei den vielen unbekannten Vorschlägen, die teils sehr schlimm für mich sind, wundere ich mich über solch Aussage....

man mag sie oder eben nicht.... aber musikalisch wussten die Jungs damals schon was sie machen....
coole Riffs, harmonische Melodielinien... zumindest die Studioaufnahmen liegen im guten Timming.... (LIVE sah/hörte ich sie nie)

in anbetracht der anderen, damaligen erfolgreichen Bands und den kommenden Grunge sind die "Gänse" doch eher als die wahren letzten Rock´n Roller abzustempeln, die dann auch noch ihre Sache konnten.... Lemmy wusste dies auch.... :p

ich bin bestimmt kein Fan von den Jungs.... doch sie haben schon ein paar Songs für die Ewigkeit geschaffen....

über persönliche "Aussetzer" einzelner brauchen wir nicht reden.... da sind schon seltsame Dinge bei,....
Es geht um das erste Cover das dann entschärft wurde und mir persönlich auch besser gefällt. Es gibt sicherlich einige Artworks mehr, die Diskussionswürdig sind, aber das wäre ein anderes Thema. Über den Stellenwert des Albums im Kontext des Sektor Hart und Heftig in den ausklingenden achtziger Jahren und den darauf folgenden Jahrzehnten, gibt es eine ziemlich klare Linie. GnR haben wenn man frühere überschwänglich Reaktionen im Rolling Stone oder später wie z.B. All Music liest, das Rad quasi neu erfunden. Bricht man das ganze auf ein Normalmass runter, ist das Album die Quintessenz von Sleaze, Hard Rock, dem Proto-Metal der New York Dollls oder MC5 zusammengefasst. Sicherlich kein schnödes Copy Cat Album, aber auch nicht das, wie es dargestellt wird. Natürlich gibt es mit z.B. "Paradise City" einen Titel der das Prädikat "für die Ewigkeit gemacht" durchaus verdient. Zusammengefasst habe ich meine Meinung, die andere gerne widerlegen dürfen und sollen. Denn das macht eine sinnvolle Diskussion über Musik aus.
 
Das sehe ich durchaus ähnlich, versuche aber dennoch, bei bedeutenden Alben Neutralität zu wahren. Es muss ja nicht immer gleich der Einfluss auf andere Musiker sein, der ein Album wertvoll macht (wobei ich mir beim AOR/Hairmetal Revival der letzten Jahre durchaus vorstellen kann, dass sich so einige Bands auf Guns N Roses berufen). Es kann auch einfach nur der durchschlagende Erfolg sein, ein Album zur richtigen Zeit wie 1984 von Van Halen oder Sports von Huey Lewis & the News oder eben Appetite... von GnR, das ganze Teenagerhorden zu langhaarigen Bombenlegern generierte. Dirt von Alice In Chains ist absolut nicht meins, für mich ist das alles aufgesetzter Grungeshit, aber ich gestehe der Band diesen Meilenstein zu, den sie da offenbar produziert hat. Insofern hat Appetite absolut seine Berechtigung in der populären Musik, ob mans nun mag oder nicht.

Übrigens: Welcome To The Jungle ohne Axls schrille Stimme? Undenkbar.
Guns n Roses hatten enormen Einfluss auf eine ganze Generation (oder zwei), vor allem auch noch in den 90ern, in denen ich groß wurde! Keine Party ohne November Rain, das ich immer noch großartig finde... und alle waren ein bisschen verliebt in Slash ;)
 
D
Damit kann ich nicht viel anfangen , denn Klassische Musik berührte mich nie , das ist nicht mein Ding !
Das ist absolut nicht meine Musikwelt .

Aber das ist ja nur mein persönlicher Geschmack :
ich höre was mich fesselt , mir unter die Haut geht , mir ein kribbeln im Bauch gibt , mich alles vergessen lässt
und mich einfach nur Glücklich macht.
Glücklicherweise haben wir nicht alle den gleichen Geschmack, und dadurch können wir uns austauschen, die Horizonte erweitern.
Es gibt ja nicht gerade wenig Musik, die uns beide recht gleichermaßen fesselt, andere eben nicht.
Ich denke, ohne die klassische Musik gäbe es mit großer Wahrscheinlichkeit die Musik, die uns interessiert, die wir lieben, zumindest in dieser Vielfalt gar nicht. Deswegenhat sie bei mir eine sehr hohe Anerkennung, auch wenn ich seit vielen Jahren praktisch keine höre.
 
Ich bin ein großer Mendelssohn Bartholdy-Fan (kann man bei Klassik "Fan" sagen? :) )
Ich denke schon! Zumal Klassik durchaus einen großen Einfluss auf den Heavy Metal hat(te). Bestes Beispiel und auch am meisten genannter Titel dürfte wohl "Eruption" vonVan Halen sein. Generell kann ich klassischer Musik schon was abgewinnen, bin aber nicht so tief in dem Thema verwurzelt, um hier im entsprechenden Thread etwas zu posten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Den Status, den Alben von Kritikern und/oder Fans verliehen bekommen, sollen sie gerne behalten, ich habe da meinen eigenen Blickwinkel.
Ich bin schon als Kind mit der Pop- und Rockmusik der 60er Jahre aufgewachsen, aber sind für mich nicht die Beatles oder die Rolling Stones wirklich interessant und richtungsweisend gewesen, sondern die Small Faces und The Yardbirds.
Je erfolgreicher eine Band ist, desto mehr ist sie für mich Mainstream, und nicht unbedingt ist das, dass bei der Masse gut ankommt, das Bessere.
Und: bei Welcome To The Jungle ist Axls schrille Stimme genau das, was mich abschreckt. :cool:

Eigentlich stehe ich auf Sänger, die eine "eigenwillige" Stimme haben, zB Geddy Lee, Robert Plant, Jon Anderson oder Peter Nicholls. Aber die haben im Gegensatz zu Axl mehr Gefühl, Persönlichkeit und Seele in ihrem Gesang.
Ich habe Guns N' Roses ganz gut gefunden, so musikalisch gesehen, nichts weltbewegendes, aber ganz brauchbar, aber leider hat die Stimme mich immer abgeschreckt, die hat etwas von einem Ziegengemecker... außerdem ist der Typ ein furchtbarer Unsympath.
 

Das aktuelle Magazin

Oben