Was fand ich Marius Müller-Westernhagen in meinen jungen Jahren gut. Der Film "Theo gegen den Rest der Welt" war im Kontext zur Zeit ein toller und unterhaltsamer Streifen. Heute kann ich mir den Film nicht mehr ansehen. Mit "Taximann", "Wir waren noch Kinder", "Mit 18" und "Mit Pfefferminz bin ich Dein Prinz" gefielen mir damals sehr gut. Heute kann ich ihn und sein Auftreten nicht mehr ab und seine Platten, abgesehen von "Das erste Mal", verstauben in meinem Regal. Westernhagen wird heute 73 Jahre alt.
"Nur noch Westernhagen – so heißt er nämlich seit jenen Tagen des Rückschlags. Das war sein Imagewechsel, mit dem er sich des Feinripp-Unterhemds entledigte und sich den Ruf des arroganten „Armani-Rockers“ einhandelte. Künstlerisch erholt – auch wenn materiell gewiss alles in nicht nur feinen, sondern auch trockenen Tüchern ist – hat er sich davon bis heute nicht. Keine Frage, Westernhagen findet noch immer ein großes Publikum für seine Musik, die Schleyerhalle zeigt’s. Aber an der verkrampften Attitüde, nicht mehr als anspruchsloser Theo und als breitbeiniger Stadionrocker, sondern unbedingt als „ernsthafter“ Künstler wahrgenommen werden zu wollen, am übertrieben distinguierten Habitus und dem stellenweise an den Tag gelegten Moralpredigerton leidet seine Wahrnehmung in Teilen der Öffentlichkeit noch immer."
Stuttgarter Zeitung