Für mich war das Konzert eine etwas durchwachsene Sache. Ich komme um 19 Uhr ins Tempodrom - erster Eindruck: ein interessantes Gebäude, ein wenig wie der Kuppelsaal in Hannover (wo ich vor 3 Jahren
The Astonishing live erlebt habe, zusammen mit meinem damaligen Gitarristen und dessen Freund, der mir schon damals nicht so sympathisch war und später mit zum Zerbrechen der Band beitragen sollte), was den Grundaufbau (runde Arena) betrifft, natürlich ein ganz anderer Baustil.
Eine zweistufige Bühne: auf dem höheren hinteren Teil Jordan Rudess's aus früheren Gigs bekannte Workstation und ein schwarz verhangenes Etwas, das nur Mike Manginis Schießbude sein kann. Auf dem vorderen Teil der Bühne ein Keyboard und zwei(!) Schießbuden, eine in der Mitte, eine in der rechten Ecke. Hat die Vorgruppe etwa zwei Schlagzeuger? Seitdem King Crimson dreie haben, ist so was ja gut denkbar! Wenige Minuten nach meiner Ankunft ein erster Voract, ein Mann, eine Westerngitarre, die er aber virtuos spielt, und bei seiner letzten Nummer kommt Jordan Rudess hinzu, der auf seinem iPad seine typischen Läufe spielt.
Dann kommen Vola, die mich nicht so recht vom Hocker reißen. Und nein, die haben nur einen Schießmeister, das zweite Kit steht unbenutzt in der rechten Bühnenecke. Etwa
noch eine Vorgruppe? Und tatsächlich: das Vola-Schlagzeug wird von der Bühne gerollt und das zweite Schlagzeug in der Bühnenmitte platziert, und dann kommt dieses unsägliche Duo, dessen Namen ich mir nicht merken kann, und Gott, sind die Pfeife! Ich mag ja auch so keinen Techmetal, auch wenn der Gitarrist noch so sehr nach einem John-Petrucci-Jünger klingt, aber das Ganze auch noch im Halbplayback mit Sequencer? Bitte nicht! Kurzum: zwei Bands, die sich beide auf Dream Theater berufen, aber anscheinend nicht kapiert haben, worum es bei Dream Theater geht! Oder bin
ich derjenige, der das nicht kapiert hat?
Und dann dudelt eine halbe Stunde Kraftwerk aus den Boxen - nichts gegen Kraftwerk, aber ich bin gekommen, um Dream Theater live zu erleben, Kraftwerk aus der Konserve kann ich auch zu Hause haben!
So dauert es bis halb zehn(!), bis Dream Theater endlich auf die Bühne kommen. Und ich muss wirklich sagen: von denen habe ich auch schon bessere Konzerte erlebt. Der Sound ist etwa so transparent wie eine Floatglasscheibe, auf die jemand 20 Lagen schwarzen Klavierlack geschmiert hat. Von LaBries Gesang versteht man kein Wort. Und der Rest klingt auch irgendwie wie Brei. Das kenne ich besser. Des weiteren bin ich natürlich enttäuscht, dass das mit der Komplettaufführung von
Scenes From A Memory leider nur ein Gerücht war, das sich nicht bewahrheitete. Um 23:15 Uhr ist dann alles vorbei, finde ich alles ein bisschen wenig, auch wenn sich damit wenigstens meine Sorgen zerstreuen, das Konzert könne so lange dauern, dass ich die letzte U-Bahn verpassen würde.
Eine Anekdote noch am Rande: im Publikum fiel mir eine bieder aussehende ältere Dame auf. Da musste ich sofort an die urbane Legende von einer ebensolchen Dame denken, die sich in ein Dream-Theater-Konzert verirrt, weil sie sich unter dem Namen eine Varietéshow vorstellt, und dann auf dem Konzert ihr blaues Wunder erlebt...
Und
@Music is Live: Sorry wegen des nicht zustande gekommenen Treffens. Ich war schon seit Montag in Berlin, und habe noch nicht herausgefunden, wie man sich per Smartphone mit Benutzername und Passwort beim Eclipsed-Forum (oder einem sonstigen Forum) anmeldet, irgendwas mache ich da immer falsch. Falls Du nach einem Typen mit einem schwarzen Trenchcoat Ausschau gehalten hast, den hatte ich dann doch angesichts der Witterung zu Hause gelassen. Aber das
The Astonishing-T-Shirt hatte ich an.