"Die meisten Progsänger sind auch wirklich sehr, sehr schwach!"

Weil die Diskussion im Cover-Rätsel-Strang auf dieses Thema gekommen ist, es dort aber eigentlich nicht hingehört, mache ich hier mal einen neuen Strang auf. Konkret geht es um Tonis Bemerkung, dass "die meisten Progsänger [...] auch wirklich sehr, sehr schwach'' seien. Dem stimme ich nicht zu, es gibt im Prog sicher Sänger, die mehr so mittelmäßig sind, aber auch ein paar sehr interessante und expressive Sänger und Sängerinnen, die ihr Zeug wirklich drauf haben.

Der von Lamneth erwähnte Peter Nicholls ist beispielsweise meiner Meinung nach ein sehr guter Sänger, mit einer ganz charakteristischen, unverwechselbaren und ungemein ausdurcksstarken Stimme - vielleicht nicht "technisch perfekt", aber an und für such gut. Oder man denke an die phantastisch schöne Stimme von Jon Anderson. Natürlich gehen hier wie überall die Geschmäcker auseinander; ich habe auch schon die Vermutung gehört, dass Jon Anderson ein Kastrat sei, was natürlich Unfug ist. (Die ganz wenigen existierenden Tonaufnahmen von Kastraten - diese Unsitte starb ja kurz nach Erfindung der Schallplatte aus - klingen völlig anders, und meiner Meinung nach fürchterlich, was nicht allein auf die begrenzte Klangqualität der damaligen Aufzeichnungstechnik zurückzuführen ist.)

Es stellt sich hier denn auch die Frage, Was ist guter Gesang? Aus der Sicht der Klassik (Oper, Kunstlied etc.) ist die Sache natürlich klar, da gibt es eben die klassische Gesangstechnik, und von dem Standpunkt aus kann sich wahrscheinlich kaum ein Prog-Sänger als "gut" qualifizieren. Es stellt sich aber die Frage, ob man so was im Prog überhaupt haben will! Im Wesentlichen geht es in der klassischen Gesangstechnik, mal abgesehen von solchen Grundlagen wie sauberer Intonation, vor allem darum, durch eine spezielle Artikulationsweise einen bestimmten Frequenzbereich anzuheben, wodurch sich die Stimme besser gegen das Orchester durchsetzen kann. Fachsprachlich korrekt heißt das, wenn ich mich nicht irre, "Sängerformant", aber unter U-Musikern wird das oft als "Knödeln" bezeichnet. Meiner Meinung nach (und auch nach der Meinung vieler Rockfans) macht das den Gesang nicht wirklich schöner, und die Textverständlichkeit leidet darunter ganz gehörig, weil der Sängerformant eben die normalen Formanten der Sprachlaute überdeckt (Formanten sind Frequenzbereiche, in denen die Obertöne stärker ausgeprägt sind als anderswo, und es sind die unterschiedlichen Formanten, die die verschiedenen Vokale und Konsonanten ausmachen). Das "Knödeln" ist auch ein Relikt aus einer Zeit, als es noch keine Tontechnik gab und die Sänger ohne Verstärkung gegen das Orchester ansingen mussten, das braucht man heutzutage eigentlich nicht mehr. (Eine ähnliche, aber wiederum andere Technik benutzen auch Straßenmusikanten, um sich mit ihrer Stimme gegen den Straßenlärm behaupten zu können, und klingt meiner Meinung nach noch fürchterlicher.)

Kurzum: die klassische Gesangstechnik ist meiner Meinung nach für Prog (wie überhaupt für Rock) nicht sonderlich relevant, und kann keinen absoluten Geltungsanspruch für Gesangsschönheit erheben. Damit kommen wir zu der Frage zurück, was denn eine "starke Gesangsstimme" ausmacht. Und da zählen neben Dingen, die für Sänger gleich welchen Metiers eigentlich selbstverständlich sein sollten, wie klare Aussprache und saubere Intonation, eben vor allem expressive Fähigkeiten, und da gibt es im Prog eben einige sehr expressive und einzigartige Stimmen. Peter Nicholls und Jon Anderson habe ich oben schon erwähnt. Geoff Tate würde ich auch dazu zählen. Auch der viel geschmähte James LaBrie ist ein guter Sänger, auch wenn er nicht so herausragt wie seine Band-Kollegen an ihren Instrumenten. Oder Peter Gabriel. Fish. Selbst David Gilmour ist zumindest ein passabler Sänger, war er jedenfalls zumindest in der Blütezeit von Pink Floyd (in den letzten Jahren hat er etwas nachgelassen, er ist eben nicht mehr der jüngste).
 
Im Rock Bereich gab es immer wieder herausragende/einzigartige/unverwechselbare Stimmen,
vor allem auch Frauen:
Eric Burdon
Janis Joplin
Roger Daltrey
Robert Plant
Joe Cocker
Cat Stevens (Yusuf..)
Marianne Faithful
Freddy Mercury
Kate Bush
Peter Gabriel
Jon Anderson
Melissa Etheridge
Annie Lennox
Meat Loaf
David Surkamp
Roger Hodgson
Shawn Phillips (wer den wohl kennt?)
Prince

und die Mischungen
Crosby/Stills/Nash & Young
Simon & Garfunkel

uva. ...
 
interessantes Thema und eine gute, weil eben mit technischen Erläuterungen, Einleitung..... Respekt.... ;)

ich vermisse allerdings bei dir den einzelnen Geschmack des einzenlen Hörers.....
da steckt für mich der Hase begraben....
in der modernen Musik (um es nicht auf Rock/Metal/Prog oder sonst was einzuschränken) haben viele ohne Gesangsausbildung es zu was gebracht..... dies zeigt auf, dass zum Singen auch ein gehörige Portion Talent benötigt ist (was mir leider total fehlt beim singen, es sei es geht um Horrorgesang... :D).... doch sie schafften es ihren Text glaubwürdig rüberzubringen.... oder das Feeling.... oder gar beides....

da ich den Geschmack als den Hauptfaktor für mich erkenne, schreibe ich jetzt aus meiner Geschackssicht weiter....
ich mag gar nicht diese Piepsstimmen, wie z.B. v. Jon Anderson, egal wie gut er sein Fach beherrscht.... für mich ist es grausam und macht die tolle Musik von Yes kaputt... !!!
nicht ganz so dolle, aber doch selbe Richtung bewegt sich IQ ..... oberklasse Musik, doch mit den wenigsten kann ich mich anfreunden..... letztmalig beim Song Road of Bones, wo er für mich "erträglich" singt und mir den tollen song nicht kaputt macht..... daher habe ich auch bei vielen Frauen mein Problem mit ihrer Stimme.... ich kann erkennen, dass sie ihr Handwerk gut meistern, doch es trifft mich nicht....
Ausnahmen bestätigen die Regel und so hat Kate Bush alleine lange Zeit die Stange hochgehalten..... erst viel später kam ich auf Pattie Smith aber auch Dalle Brody..... ganz aktuell empfand ich die Stimme von der Bent Knee Sängerin ansprechend.....
auf La Brie mag ich noch kurz eingehen.... obwohl ich seid mitte der 90er Dream Theater mag und höre hatte ich lange Zeit ernsthafte Probleme mit seinem Gesang..... der sich allerdings auch besserte mit der Zeit....
letztendlich erst mit der Scences of... konnte ich seine Stimme akzeptieren, weil es dort brauchbar gesungen hat..... seine Ausflüge ins "schmalzige" (ich nenne es mal Helene Fischer Style :D) sind mir ein Gräul, wie auch im aktuellen Album bei Out of Reach das erste drittel..... :eek: ich würde mein Staus zu ihm als "ich habe mich arrangiert" betrachten....
ohne Frage kann er singen, hat ja auch eine klassische Ausbildung genossen und schult sich, lt. seiner Aussage, auch immer weiter um neue Techniken zu erlernen.... dies ist gut so, er nimmt eben seinen Job ernst....
Ross Jennings v. Haken piepst ja auch rum, doch für gilt selbes wie für Fish.... es passt einfach und gefällt mir..... die Sache mit dem Geschmack eben....

Als Beispiel für nicht singen können würde ich doch den guten Lemmy herhalten.... klar er trifft die Töne und singt mit Leib und Seele, wodurch er authentisch wirkte und es auch ankam bei den Fans....
er hat eben eine Karakterstimme, die sofort erkennbar ist.... ähnliches gilt für Mark Knopfler, der ja teilweise belächelt wurde für seinen schnodrigen Gesang, doch so wollen wir Fans es eben hören....
Ian Anderson hat mit seinem nasalen Gesang auch sein eigenen Karakter erschaffen.....

zum Schluss eine kleine Auswahl von Sängern/innen die ich mag....

Kate Bush, Pattie Smith und Dalle Brody nannte ich oben schon.... sie dürfen nochmal genannt werden....

Daniel Gildenlöw find ich oberklasse, auch weil er über 4 1/2 Oktaven verfügt, die er ausnutz....
Michael Ackerfield hat eine echt klasse clean Stimme..... mit Tiefe und Resonanz.... auch hat er mit seinem gut verständlichen Growls mit die Tore zum gluteralen Gesang geöffnet....
aktuell für Growls mag ich -> Tommy Rogers von Between the Buried and Me....
beachtenswert finde ich den Stil von Srji Tankian, den Kopf und Sänger von --> System of the Down.....
leider nicht mehr unter uns, aber er hinterlies uns seine sehr schöne SingSangStimme --> Mike Baker (†)

im Rock/Metalbereich steht Myles Kennedy für die aktuelle Szene ganz oben.... ich mag ihn einfach gerne singen hören....

und meine Stimme aus den ´70s bis heute ist eindeutig --> Robert Plant.... welch Glück mit seiner Stimme er doch im Vergleich zu Ian Gillan hat (den ich auch gerne höre und auch heute noch gut finde, er kann es einfach, auch wenn er nicht mehr seine alten Höhen erreicht, er steht jedenfalls dazu)...

auch Mr. Bruce Dickinson hat sein Platz in meinem Gehörgang..... nach Dio der beste Shooter über die langen Jahre.....
ja... und Dio ist eben Dio..... einmalig..... bewunderswert.... er hat den Gesang mitgeprägt für viele andere.... wie natürlich auch Plant, Gillan und viele andere, doch er war aufseheneregender....

Fazit für mich: es gibt schon klasse Sänger im Progbereich.... und es hängt nicht unbedingt von der Ausbildung ab..... und.... jedem das seine.... :)

drum ende ich jetzt mit für seinem ('Dio) schönsten Gesangstück

Catch the Rainbow
genisst es einfach und habt Freude..... ;)




ach ja... fiel es auf, dass ich Freddie Mercury nicht erwähnte.... !!??
 
Für mich muss eine gute Stimme einem einfach nur berühren .

Stimmen die mir persönlich nicht so gefallen sind zb.
Andy Tillison ( The Tangent )
Frank Bornemann ( Eloy )
Nick Barrett ( Pendragon )
u.s.w .................................
 
Zuletzt bearbeitet:
Was ist guter Gesang?
Für mich ist das, wenn Stimme & Musik harmonieren, also zusammen passen. Aber manchmal hat auch das krasse Gegenteil seinen Reiz.

Versus X https://de.wikipedia.org/wiki/Versus_X, mit Arne Schäfer (Gitarre, Gesang) ist für mich ein Beispiel, wo er mir als Sänger nicht gefällt. Ihn vergleiche ich gern mit den Bluesern, die auch auf Teufel komm raus, unbedingt selber singen wollen, obwohl es sich hier gelohnt hätte, einen passenden Sänger zu suchen.

Eloy https://de.wikipedia.org/wiki/Eloy_(Band), Frank Bornemann (Gesang, Gitarre), hier wird*s schwierig für mich, weil wenn hier jetzt jemand anderes singt, wäre es schwer als Eloy zu indendifizieren.
Eloy & Bornemann gehören einfach zusammen!
 
Für mich muss eine gute Stimme einem einfach nur berühren .

Stimmen die mir persönlich nicht so gefallen sind zb.
Andy Tillison ( The Tangent )
Frank Bornemann ( Eloy )
Nick Barrett ( Pendragon )
u.s.w .................................
Bei Andy Tillison ( the Tangent ) gebe ich Dir Recht!
 
oder wäre es noch viel genialer geworden mit einem anderen Sänger ?
Was soll`s wir werden es wohl nie erfahren.

ich denke, seine Stimme hat einen großen Anteil der Eloy Musik ausgemacht.....
mit einem anderen Sägner wären es nicht die Eloy, wie sie gemocht werden und sich ein intensiven Stammfankreis aufgebaut haben.....
 
oder wäre es noch viel genialer geworden mit einem anderen Sänger ?
Was soll`s wir werden es wohl nie erfahren.
Das hätte auch passieren können, denn auch die Mitglieder der ersten Eloy Besetzung haben ihn sehr bemängelt. Hätte es geklappt ihn zu kippen, dann wäre vielleicht alles anders gelaufen?
 
Eine Klassifizierung zwischen schwach und gut lehne ich ab. Wenn mir das Gesamtpaket gefällt, akzeptiere ich auch eher ungewöhnliche Stimmen.
@Music is Live
Ich kann nachvollziehen, dass dir Jon Anderson nicht gefällt, aber deine Feststellung "macht er die tolle Musik von Yes kaputt" finde ich leider etwas daneben. Musst ja nicht zuhören.:)
 
Eine Klassifizierung zwischen schwach und gut lehne ich ab. Wenn mir das Gesamtpaket gefällt, akzeptiere ich auch eher ungewöhnliche Stimmen.
@Music is Live
Ich kann nachvollziehen, dass dir Jon Anderson nicht gefällt, aber deine Feststellung "macht er die tolle Musik von Yes kaputt" finde ich leider etwas daneben. Musst ja nicht zuhören.:)

drum habe ich ja den Einwand geschrieben, ich schreibe aus meinem Geschack heraus, von daher ist es für mich nicht daneben sondern treffend..... für mich ist es leider so, dass die Musik ohne Gesang echt klasse ist.... doch ich folge ja genaus deinem Rat und höre sie nicht, bzw. sehr selten.... obwohl ich das eine oder andere Album habe....
allerdings gibt es auch hier eine Ausnahme... ein Song wo mich seine Stimme nicht ganz so stört.... ist nur nicht unter den Namen Yes veröffentlicht, weil damals dieser dumpfsinnige Streit um den Namen schon herrschte.....
höre ihn zwar selten, doch dann gefällt er.....
 
Für mich macht "guten Gesang" in erster Linie eine charismatische Stimme aus. Ob das dann technisch gut oder weniger gut ist, das ist wohl je nach Genre die Frage.

LaBrie hat eigentlich ein über weite Strecken schreckliche, "käsige" (es gibt viele Bries aber nur einen LaBrie:D) Stimme. Aber es passt einfach zu DT, und er wird schon nicht ohne Grund seit drei Jahrzehnten dabei sein. Er soll ja auch vor einiger Zeit seine Gesangstechnik mit hilfe einer Stimmlehrerin fundamental geändert haben, was ich aber nicht beurteilen kann.

Wirklich immer gute Sänger hatten Threshold, ob Mac oder Damian Wilson, Glynn Morgan vor allem seit der Reunion. Da kann man zB super vergleichen, wie sich die Songs mit den drei Stimmen unterscheiden. Alle haben ihre Stärken und sogar ihre Unverwechselbarkeit.
 
@Music is Live
Ich bin mir sicher, ohne Anderson wären Yes nie so populär und erfolgreich gewesen.
Ich mag auch manche Sänger nicht, der gutturale Gesang der meisten Death-Metal Sänger geht bei mir gar nicht, aber das ist für mich kein Grund, schlecht oder abwertend über die Sänger zu urteilen.
Will ich nicht, hör ich nicht, Punkt.
 
schlecht oder abwertend über die Sänger zu urteilen.

habe ich dies... ???
oder doch nur festgestellt, wie ich es empfinde (weil ich meinen Geschmack kund tat).... mit dem Hinweiß das er gut sein Fach beherrscht.... (was mir dann doch egal ist)
dies tut Helene Fischer auch.... (und ist mir auch egal)....

ach ja... was ich noch sagen wollte..... :rolleyes:

Gänseblümchen.... ;)
 
Wie willst Du das wissen ?
ev. wären sie noch bekannter geworden , wäre ja möglich .
Hätte wette Fahrradkette !
Für mich bleibt sein Gesang schwach !
Ist nur meine Meinung !

da Eloy sein Baby sind und er die Idee vertritt...
ohne ihn kein Eloy....

da würde ich eher sein "Glück" ins Licht stellen, was für tolle Musiker er mit im Boot hatte.... erst die konnten seine Idee zu dem machen....

man mag ihn oder eben nicht.... auch alles gut.... :)
 
da Eloy sein Baby sind und er die Idee vertritt...
ohne ihn kein Eloy....
da würde ich eher sein "Glück" ins Licht stellen, was für tolle Musiker er mit im Boot hatte.... erst die konnten seine Idee zu dem machen....

Warum hätte da nicht auch ein anderer singen können !

Ich mag Ihn , obwohl er mir nach dem signieren mein Filzstift nicht mehr zurück geben wollte , weil andere auch noch eine Unterschrift wollten.:p

Ich liebe Eloy .
 
habe ich dies... ???
oder doch nur festgestellt, wie ich es empfinde (weil ich meinen Geschmack kund tat).... mit dem Hinweiß das er gut sein Fach beherrscht.... (was mir dann doch egal ist)
dies tut Helene Fischer auch.... (und ist mir auch egal)....

Ich wollte eigentlich nur nochmals meinen Standpunkt erläutern, dass wenn mir etwas nicht gefällt, ich nicht unbedingt ein Urteil abgeben muss, es war nicht auf dich gemünzt.
Ich mochte Marillion mit Fish sehr, seine Stimme passt einfach. Mit Steve Hogarth ließ mein Interesse deutlich nach, aber ich würde ihn deswegen nie als schlechten Sänger bezeichnen.
:)
 
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