Victory – As time goes passing by
Zunächst einmal „Sorry, dass ich mich nicht gerührt habe“, habe es schlicht verpeilt.
Die Musik war nicht der Grund, denn die Nummer machte gleich von Beginn an wieder richtig Spaß. Anscheinend bin ich der, der hier die Teile mit den interessanten Intros erwischt. Dies war beim letzte Mal und jetzt wieder so. Der Einstieg ist super gewählt und ein tolles Beispiel dafür, dass Musik langsam aus der Stille kommt und der/die geneigte ZuhörerIn in die Sphäre der Klänge geleitet und geführt werden muss. Das Schnippen gleicht einem Anzählen, es folgt der rhythmische Bass und nach gut 20 Sekunden eine dreckig/rotzige (sorry) klingende Stimme, die mir für den Moment etwas zu cool, etwas zu aufgesetzt klingt. Doch dieser Eindruck wird schnell revidiert, wenn die Band nach 41 Sekunden in die Vollen geht und die Gehörgänge in bester Hardrock-Manier durch pustet.
An dieser Stelle ein kleiner Cut, denn
@Alexboy kündete Band und Titel mit der Attitüde „Bluesrock“ an. Als ich dann als ergänzende Information las, dass die Protagonisten aus Hannover kommen, war ich etwas verdutzt, habe ich mich in den zurückliegenden Monaten wirklich intensiv mit deutschen Bluesformationen beschäftigt. Victory war nicht dabei. Macht aber nix, liegt aber wohl mit daran, dass Victory ihre Zelte mehr im Genre des Hard-Rock und Heavy-Metal aufgeschlagen hat. Allerdings, dies ist nicht abzustreiten, hat dieser Song „As time goes passing by“ richtig klasse Blues-Rock-Elemente, wobei die Band ihren eigentlichen Ursprung nie unterdrückt. Habe ich den Gesang in der ersten Minute noch falsch interpretiert, so passt er im gesamten Verlauf der Interpretation allerbest zur ungestümen Gewalt der Gitarren. Überragend in meinen Augen, respektive Ohren, das kurze Wechselspiel zwischen Gitarren und Gesang, welches dem gesamten Werk kurz vor der Zielgeraden noch einmal eine andere Variante, eine besondere Finesse gibt.
Um den Song richtig einordnen zu können, ist es für mich immer wichtig, mir einen Eindruck vom Gesamtwerk der LP zu machen. „You bought it – you name it“ ist insgesamt eine Hammerteil, in meinen Augen richtig knackiger Hard-Rock mit einem perfekt rhythmischen Gitarrensound, der es von Beginn an erforderlich macht, den Volume-Regler ganz nach rechts zu drehen und die Ohren einmal richtig durchpusten zu lassen. Der Opener „Rebell Ready“ lässt Erinnerung an das Headbanging vergangener Tage wach werden. Irgendwie bin ich da wieder ganz am Anfang, in der Zeit als die LP noch 22 Mark kostete, ich lange dafür sparen musste und genau diese Musik in meinen Ohren und Kopf knallte. Auch das folgende „Rock-O-Matic“ ist eine klasse Nummer, über die es viel zu sagen gäbe. Gut, dass „As time goes passing by“ an dritter Position folgt, denn dieser Song gönnt uns eine gewisse Verschnaufpause.
Doch diese Titelfolge (und auch die weitere Zusammenstellung der LP) macht aus einzelnen guten Stücken ein richtig tolles Gesamtwerk und in dieses fügt sich „As time goes passing by“ an der richtigen Stelle perfekt ein. Klasse gemacht. Ich bekomme richtig Appetit auf diese LP (dazu gleich mehr).
Fazit, die Hannoveraner Musiker haben mit ihrer siebten Veröffentlichung ein richtiges Brett geschaffen. Ist jetzt „As time goes passing by“ der Kracher der LP oder sind es die bereits zitierten beiden Songs oder gar „God of Sound“, wer will das entscheiden, wer will das festlegen. Die Mischung ist brillant und ich werde die genannten Songs noch bei einigen frühherbstlichen Open-Air-Rock-Party´s und vorweihnachtlichen Musikabenden über die Boxen jagen, allerdings im MP3-Format, denn die LP ist aktuell fast kauf zu bekommen. Bei discogs müssen schon knapp 50 € für diese Scheibe gezahlt werden. Bei Ebay ist sogar das Doppelte fällig. Also wird dies für mich eine LP, die ich in meine Liste aufnehme, die mich bei meiner wöchentlichen „Jagd“ begleitet.
Gesagt habe ich an dieser Stelle jetzt nichts über die Band, die ihre Anfänge in den 80er Jahren hat und aus der Band „Fargo“ hervor ging, doch dies ist ja auch alles nachlesbar und am Ende zählt sowieso nur die Musik und die macht, wenn die Stimmung passt, richtig Laune, Musik, die unter der Überschrift einzuordnen ist: Meine Nachbarn hör´n richtig gute Musik – ob sie wollen oder nicht!